Fluch und Segen von Home-office

Warum Homeoffice deine Karriere killen könnte und was du dagegen machen kannst.

Du willst auch im Homeoffice arbeiten? Auf den ersten Blick hat das ja auch jede Menge Vorteile. Allerdings kann sich das Arbeiten von zu Hause auch schnell zu einem echten Karrierekiller und Stressfaktor entwickeln. Erfahre hier, welche Maßnahmen du dagegen ergreifen solltest.

Es klingt zu schön, um wahr zu sein: Entspannt von zu Hause und ganz in Ruhe arbeiten, ohne dass die Kollegen nerven. Sich seine Arbeitszeit frei einteilen. Nicht mehr im Stau stehen oder ewig mit Bus und Bahn ins Büro fahren. Homeoffice ist einer der Trends auf dem Arbeitsmarkt und mittlerweile in knapp 40 Prozent der deutschen Unternehmen möglich. 

Und tatsächlich ist es auch zu schön, um wahr zu sein: Die Arbeit von zu Hause kann für dich gravierende Nachteile haben, wenn du es falsch angehst.

Die Folgen von Homeoffice auf deine Gesundheit.

Forscher haben herausgefunden, dass Homeoffice negative Folgen für deine Gesundheit haben kann (mehr dazu). So klagen beinahe 50% der Angestellten, die zumindest regelmäßig von zu Hause aus arbeiten, über Schlafstörungen. Bei Arbeitnehmern, die im Büro tätig sind, beträgt der Anteil 29 Prozent. Das ist zwar immer noch zu viel, aber eben weniger als bei den Angestellten im Homeoffice.

Auch scheint das Arbeiten von zu Hause zu einem erhöhten Stresslevel zu führen. So geben 41 Prozent der mobilen Angestellten an, zu viel Stress zu haben. Bei normalen Büroangestellten liegt dieser Anteil bei knapp 25 Prozent.

Ein Grund für zu viel Stress: Wer im Homeoffice tätig ist, der produziert mehr Überstunden. Die klare Abgrenzung zwischen Arbeitszeit und Freizeit geht verloren. Du findest dich dann schnell in einer Situation wieder, in der du auch abends um 23 Uhr noch „schnell eine E-Mail schreibst“ oder ein Telefonat annimmst.

Generell kann es im Homeoffice ein Problem sein, keinen geregelten Alltag mehr zu haben. Es gibt nicht nur keine fest definierte Arbeitszeit, sondern auch keine räumliche Trennung zwischen Arbeit und Freizeit. Es kann daher schwierig sein, konzentriert zu arbeiten, denn schließlich warten viele Ablenkungen auf dich. Mitarbeiter im Homeoffice berichten zum Beispiel, dass sie von Aufgaben im Haushalt oder anderen privaten Erledigungen abgelenkt werden.

Ein weiteres Problem bei der Arbeit von zu Hause kann die Vereinsamung sein. Während du im Büro von Kollegen umgeben bist und auch die Pausen gemeinsam verbringen kannst, bist du im Homeoffice erstmal auf dich allein gestellt. Für deinen normalen Arbeitstag ist es gar nicht mehr notwendig, die Wohnung zu verlassen. Du musst nicht nur deine Arbeit selbst organisieren, sondern hast auch niemandem, mit dem du dich austauschen kannst. Auf Dauer ist diese soziale Isolation ein Problem. Sofern Familienmitglieder ebenfalls zu Hause sind, kann das unter Umständen zwar dieses Problem lindern, gleichzeitig aber wieder zu mehr Ablenkungen führen. Bei diesen negativen Folgen für deine Gesundheit bleibt es aber nicht: Deine Arbeit im Homeoffice kann auch ein echter Karrierekiller sein.

Das Homeoffice als Karrierekiller.

Die negativen Auswirkungen von Heimarbeit auf die Karriere wurden in einer Studie der London Business School untersucht. Und hier kam eine ganze Menge zusammen.

So kann Homeoffice zu einer schlechteren Leistungsbeurteilung führen, auch wenn die Qualität der Arbeit gleich zu den Leistungen der Angestellten ist, die im Büro anwesend sind. Weiterhin kann es passieren, dass Heimarbeiter seltener befördert werden und auch ihre Gehaltserhöhungen geringer ausfallen als die ihrer Kollegen.

Der Grund dafür ist relativ einfach: Im Homeoffice fällst du dem Chef einfach viel weniger auf. Während du im Büro den ganzen Tag über durch Wortmeldungen in Meetings, eine hervorragende Präsentation oder einfach nur durch einen guten Witz auf dich aufmerksam machen kannst, beschränkt sich der Kontakt im Homeoffice auf einen Videoanruf oder eine E-Mail. So kann dein Chef viel schlechter einschätzen, ob du für eine Beförderung geeignet bist - dir fehlen schlicht die sozialen Kontakte.

Weiterhin hast du nur beschränkt Einfluss auf die Aufgaben, die dir zugeteilt werden. Am Ende bist du dann für die Projekte verantwortlich, auf die sonst keiner Lust hatte. Wehren kannst du dich nicht, denn du bist ja nicht da, wenn die Aufgaben verteilt werden.

Die Vorurteile gegenüber dem Homeoffice.

Die negativen Aspekte des Homeoffice ergeben sich auch durch das Bild, dass mancher Chef vom Arbeiten von zu Hause aus hat. Heimarbeiter werden häufig als weniger karriereorientiert angesehen. Einige Vorgesetzte teilen auch die Meinung, dass Mitarbeiter außerhalb des Büros weniger produktiv sind.

In einer weiteren international durchgeführten Studie gaben 60 Prozent der befragten Chefs an, dass Homeoffice ein Karrierekiller sei. 20 Prozent meinten sogar, dass Mitarbeiter im Homeoffice weniger verdienen sollten als ihre Kollegen.

Was du tun kannst, um trotzdem im Homeoffice zu arbeiten.

Du hast jetzt gar keine Lust mehr auf die Arbeit von zu Hause? Das muss auch nicht sein. Du kannst versuchen, die negativen Aspekte des Homeoffice abzumildern oder ganz zu umgehen.

Für dich wird das Arbeiten von zu Hause natürlich einfacher, wenn das Ganze schon im Unternehmen verankert und du nicht der einzige Heimarbeiter bist. Es sollte weiterhin exakt geregelt sein, wie der regelmäßige Austausch mit deinen Kollegen und Vorgesetzten funktioniert. Dafür ist eine gute Organisation unerlässlich. Wie bei der Arbeit im Büro auch solltest du genau definierte Fristen und Termine haben. So wird es für deinen Chef einfacher, deine Arbeitsleistung beurteilen zu können.

Außerdem solltest du zumindest zeitweise im Büro anwesend sein, zum Beispiel bei wichtigen Meetings. Hier kannst du mit deinem fachlichen Wissen überzeugen. Auch soziale Events wie die Weihnachtsfeier oder der Kollegenstammtisch in der Kneipe sind für dich Pflichttermine.

Und natürlich solltest du auch Maßnahmen ergreifen, um das Stresslevel im Homeoffice zu reduzieren. Sprich dafür unbedingt mit all deinen geschäftlichen Kontakten ab, zu welchen Zeiten du erreichbar bist. Logisch wäre zum Beispiel, dass du einfach während der Büroarbeitszeiten per Mail und Telefon kontaktiert werden kannst. Und wenn du Feierabend hast, dann lässt du auch dein Diensthandy und Notebook aus. Dafür ist ein entsprechendes Maß an Selbstdisziplin notwendig. Um aber auch im Homeoffice gesund zu bleiben, brauchst du unbedingt fest definierte Zeiten, an denen du nicht arbeitest.

Um produktiv arbeiten zu können, helfen dir gewisse Routinen aus dem Büro. Dazu gehört zum Beispiel, dass du nicht in Jogginghose vor dem Notebook sitzt, sondern dir stattdessen ein normales Büro-Outfit anziehst. Außerdem solltest du zu den üblichen Zeiten Pause machen.

Vielleicht kommst du auch irgendwann an den Punkt, an dem du dich zwischen Homeoffice und Beförderung entscheiden musst, schließlich kannst du auch heutzutage viele Jobs in Führungspositionen nur ausführen, wenn du auch wirklich im Büro anwesend bist. Hier musst du ganz einfach nach deinen eigenen Prioritäten entscheiden: Ist Homeoffice die richtige Wahl für dich?